Als Fotograf fällt Bernd Gichtbrock aus der Zeit: Er arbeitet zunächst analog, noch dazu mit einer (kaum noch) handelsüblichen Pocketkamera. Die Technik der Kamera ist für ihn zweitrangig, Priorität hat die Technik des Beobachtens: Wachen Auges (und aus Augenwinkeln) nimmt Bernd Gichtbrock Menschen, Räume und Umgebungen wahr.

Und doch betätigt er selten bewusst geplant, sondern meist eher beiläufig den Auslöser, eine bestimmte Szene ahnend, eine besondere Atmosphäre spürend. Die Kamera als Begleiterin zeichnet neutral auf, was der Künstler später am Bildschirm sichtet, auswertet und nachbearbeitet.
Der zweite Blick findet, was der erste Blick nicht gesucht hat: das kraftvolle Detail, den Esprit einer Begegnung, die Qualität einer Alltäglichkeit und im Vergänglichen das Zeitlose.

Erfüllte Leere

Leere Räume, innen und außen, Menschen allenthalben als Schatten oder Spiegelung. The Art of Decoration versammelt Bilder mit grafischer Valenz: Linien, Flächen, Kompositionen. So will es scheinen. Freilich handelt es sich um Wohnungen, um Kultstätten, um Gebäude als Zeugen menschlicher Kultur.

Der "Blick in den Garten", der "Sessel im Raum", die "Baustelle" als Stillleben: Zwar sind auf diesen Fotografien keine Menschen zu sehen, aber auch keine Menschenseele? The Art of Decoration

Mitten im Leben

Marktszenen Unter südlicher Sonne gleichen sich an allen Orten und zu allen Zeiten: Der Einkauf unter freiem Himmel, verbunden mit Prüfen und Feilschen ("Auf dem Markt" 05 und 10), der Plausch zwischendurch (06 und 13).

Die Menschen werden nicht in Szene gesetzt, nicht porträtiert, nicht ausgestellt. Den banalen Alltag notiert die Kamera als Abfolge von Augenblicken, die einmalig sind und vergänglich und zeitlos. Unter südlicher Sonne

Die Blicke der Anderen

In einer Reihe von Aufnahmen In diesem Augenblick sehen wir Kinder, Jugendliche, Erwachsene von der Seite, von hinten, im Gegenlicht. Die Kamera scheint nicht existent gewesen zu sein bei diesen Fotografien: Hier wartet niemand auf das Vögelchen, und keiner macht "Cheeese".

Die Menschen gehen ihres Wegs, sie unterhalten sich, schauen in die Ferne, sind gedankenversunken unterwegs, knien nieder zum Gebet, sie warten, machen dies und jenes oder nichts. Wir sehen keine Gesichter, wir sehen Menschen zu, wir folgen ihren Blicken, wir fragen, was sie sehen, was sie denken, wo sie in Wahrheit sind.
Die Blicke der Anderen überschreiten die Grenzen, erweitern den Raum des Bildes. Das in der Fotografie Festgehaltene gerät in Fluss. In diesem Augenblick

Zeichnen mit Licht

Wie impressionistische Gemälde wirken einige Fotografien Natural Nature, wenn sie die Erscheinungsweisen und Wirkungen des natürlichen Lichts nachzeichnen: der helle "Mittag am Teich", das diffuse ("Unklarer Horizont") oder das alles auflösende Licht ("Lichtes Durcheinander").

"Foto-Grafie" bedeutet wörtlich ubersetzt "Mit Licht zeichnen". Die Belichtung analoger Filme wurde von der digitalen Technik als fotografisches Verfahren nahezu verdrängt. Das Licht ist und bleibt jedoch sowohl Bedingung als auch, wie hier, Objekt wirkungsvoller Fotografie. Natural Nature